Inhaltsverzeichnis
Einleitung
27.01.2020
Seit ein paar Jahren war es für mich klar, dass der Zeitpunkt für eine komplette Sanierung der Quads gekommen ist. Mein Freund Meinolf hatte in dieser Zeit schon 3 Pärchen mit sehr großem Erfolg aufgearbeitet und die Ergebnisse waren wirklich umwerfend. Ich habe mich aber immer sehr schwergetan, endlich damit anzufangen, es ist einfach keine Arbeit, die mir wirklich liegt. Nachdem Meinolf sein drittes Pärchen Ende 2019 fertiggestellt hatte und er dabei die Bearbeitungsschritte noch einmal optimierte, hat er sich meiner erbarmt und Anfang 2020 mit der Sanierung meiner Quads angefangen.
Lieber Meinolf, vielen vielen Dank noch einmal auch an dieser Stelle für Deine hervorragende Arbeit!
Meinolf hat mir freundlicherweise sein letztes saniertes Pärchen zur Verfügung gestellt und so konnte ich in der ganzen Zeit der Arbeiten mit Stacked Quads hören. Bemerkenswert dabei war die schon mit einem sanierten Lautsprecher pro Kanal wesentliche Verbesserung der audiophilen Performance – wie würde es erst mit komplett überarbeiteten Quads klingen?
Das Material für die Sanierung kommt dabei zum grossen Teil von ER Audio aus Australien. Unserer Meinung nach macht Rob Mackinlay die mit Abstand beste Arbeit.
Aber nicht nur die Folien, sondern auch die Hochspannungserzeugung sollte ersetzt werden. Hier war ich natürlich wieder in meinem Element. Als erstes habe ich mich im Internet umgeschaut, was es denn schon alles so gab und musste feststellen, das die meisten sich nicht wirklich um die funktionale Sicherheit ihrer Platinen gekümmert hatten – und das bei Spannungen von um die 6000V/DC. Folglich habe ich eine eigene Leiterplatte kreiert – was ich sicherlich sowieso getan hätte – und habe dabei gleich noch ein paar Verbesserungen ins Design mit einfließen lassen (siehe Quad EHT Unit). Die oben erwähnten Quads meines Freundes Meinolf laufen alle schon mit dem Design, das letzte Pärchen auch mit dem endgültigen Layout.
Es gibt ein Phänomen im Zusammenhang mit meinen Quads, das ich sehr viele Jahre beobachtet, aber erst in den letzten Wochen verstanden habe. Die Lautsprecher haben eine „Tagesform“, sie sind manchmal leiser als sonst und ich muss mehr Pegel fahren, um die gleiche gefühlte Lautstärke zu hören. Lange Zeit verbuchte ich es unter meiner persönlichen Tagesform, aber die Untersuchungen der letzten Wochen zeigten, dass es die Lautsprecher selbst sind. Die Ursache liegt in der schwankenden Netzspannung (zulässig: 230V/AC ±10%), die sich direkt auf die Vorspannung der Folien auswirkt. Unterschiedliche Vorspannungen sorgen für geänderte Auslenkungen – und damit Lautstärke – der Quads. Um dies zu verhindern, ist zur Zeit (Januar 2020) der RStAudio ESL AC Voltage Regenerator in der Entwicklung.
Sanierung
26.04.2020
Der 57er Quad ESL besteht aus 3 aktiven elektrostatischen Einheiten zwei Basselemente links und rechts und ein schmaleres Mittelhochtonelement in der Mitte des Lautsprechers. Bei allen 3 Einheiten sollte die aktive „Audio“ Folie und die beiden Staubschutzfolien ersetzt werden. Alles in allem also 9 Folien pro Lautsprecher. Zudem muss natürlich die aktive Folie noch elektrisch leitfähig gemacht werden. Im folgenden Bild sind die 3 Elemente schön zu sehen. Zudem sieht man auch sehr eindrucksvoll, wie der Lautsprecher nach 40 Jahren Betrieb von innen aussieht. Was man auf dem Bild natürlich nicht sehen kann, sind die mittlerweile doch eher ungenügenden Folienspannungen.
Aber nicht nur eine ungenügende Folienspannung war zu beklagen. Beim öffnen haben wir feststellen müssen, das alle aktiven Folien sehr „lieblos“ mit dem leitfähigen Film beschichtet wurden – von einer gleichmäßigen Beschichtung konnte überhaupt nicht die Rede sein. Außerdem gab es beschädigte Stellen an der leitfähigen Beschichtung der Statoren, die definitiv schon bei der Fabrikation entstanden sind. Das hört sich jetzt sehr negativ an, was es sicherlich auch ist, aber gut geklungen haben die Lautsprecher immer.
Die Beschädigung der aktiven Schicht auf den Statoren hat mein Freund Meinolf natürlich ausgebessert und selbstverständlich hat er den leitfähigen Film sehr sorgfältig auf die gesamte Folienoberfläche aufgetragen. Die neuen Folien werden jetzt definitiv über die komplette Oberfläche angetrieben.
Zudem ist aber die Entwicklungen auch bei den Folien nicht stehen geblieben und die heutigen Folien sind um einiges dünner und damit auch leichter, aber trotzdem widerstandsfähiger, als in den 1950er Jahren. Dies trifft natürlich auf alle Folien zu. Im Hochton sitzt nun eine 3,5μm Mylar C (original 6μm Mylar) und in den Bässen eine 6μm Hostaphan (original 12μm Saran) Folie. Die sehr leichte Staubschutzfolie hat 3,8μm.
Wer Genaueres zu der Restauration meiner Quads lesen möchte, schaut sich die Berichte auf der Homepage von meinem Freund Meinolf an:
Quad ESL 57 – Restauration auf die Spitze getrieben
Wie kommen Funken in meine Elektrostaten – Vorsicht mit der Spannungsspezifikation
Wachsfigurenkabinett – das Innenleben der Quad ESL 57 Audiounit
Auf seiner Seite gibt es aber noch sehr viel mehr lesenswerter Informationen rund um die Restauration der 57er Quad ESL – und auch zu jeder Menge weiterer Themen!
Allerdings darf man ein Problem nicht verschweigen:
Die Quads sind in einer Zeit entwickelt worden, in der die Netzspannung bei 220V/AC lag. Heute ist sie 10V/AC höher und darf um ±10% schwanken. Rob Mackinlay von ER Audio hat in seiner Anleitung zum ESL Repair Kit schon darauf hingewiesen, durch die erhöhte Leitfähigkeit der verbesserten Flüssigkeit kann es zu Überschlägen insbesondere in der Hochtoneinheit kommen. Nach seinen Angaben wird es aber besser, sobald sie vollständig getrocknet ist. Die Lautsprecher nehmen dabei keinen Schaden, da die Folien ja nicht an den Statoren anschlagen.
So haben sich auch meine Quads verhalten. Die wenigen Überschläge nahmen schnell deutlich ab und waren nach kurzer Zeit vollständig verschwunden – so dachte ich wenigstens. Mein Freund Meinolf hatte die Trafos der EHT Units schon vorsorglich ausgangsseitig auf die 590V/AC anstelle der 610V/AC umverdrahtet. So sollte alles in bester Ordnung sein.
Aber es kam, wie es kommen musste. Ende April 2020 hatten wir starken Wind und sehr sonniges Wetter. Ich wohne auf dem Land und unser Haus ist von Fotovoltaikanlagen und Windkrafträdern umringt. Die Netzspannung stieg tags über auf 239V/AC. Eine der vier Quads reagierte darauf mit permanenten Überschlägen, ich musste sie abschalten.
Die Lösung für dieses Problem ist einmal mehr der RStAudio ESL AC Voltage Regenerator. Ich bin aktuell (Ende April 2020) noch nicht gänzlich zufrieden mit meiner Lösung, aber grundsätzlich funktioniert die Elektronik schon und so habe ich die 4 Quads an 2 Einheiten angeschlossen und die Ausgangsspannungen auf 220V/AC gestellt. Auch aktuell haben wir eine Netzspannung oberhalb von 235V/AC, aber meinen Quads ist das mittlerweile egal.
Audiophile Bewertung
10.02.2020
Es ist natürlich viel zu früh, eine abschließende Bewertung abzugeben. Zurzeit betreibe ich die Stacked Quads mit 4 revidierten Lautsprechern (2 eigene und 2 von meinem Freund Meinolf). Was ich aber heute schon sagen kann, ist das der Lautsprecher immer noch die unverwechselbaren Gene der 57er Quad ESL hat, er hat aber noch nie so gut geklungen wie heute. Die neuen Folien bringen die Quads definitiv einen riesigen Schritt nach vorn.
26.04.2020
Nachdem sich die 4 sanierten Quads nun genügend eingespielt haben, denke ich, ist es an der Zeit, ein abschließendes Urteil zu fällen. Wie ich ja schon geschrieben habe, besitze ich die Stacked Quads seit mehr als 40 Jahren und meine Ohren haben sich natürlich an ihre Art der Wiedergabe gewöhnt. Ich habe in der Zeit allerlei sehr gut beleumundeter Lautsprecher gehört, aber das, was zurzeit in meinem Hörraum läuft, ist einfach unglaublich. Eine solche Transparenz und Auflösung habe ich noch nie vorher von einem Lautsprecher gehört. Mit den sanierten Stacked Quads bin ich sehr weit vorn angekommen und man muss sich schon anstrengen, um damit gleich zu ziehen. Mein Freund Meinolf hat eine fantastische Arbeit gemacht!